Alle zwölf Stunden wechseln die Besatzungen auf den Rettungswagen, von denen in Calw zwei stationiert sind. Wenn die Nachtschicht um 19 Uhr die Verantwortung übernimmt, müssen die Sanitäter zunächst einen Check durchführen, sofern kein Notruf sie zum Einsatz ruft.

"Dadurch gewährleisten wir eine permanente Überprüfung der Geräte, die im Ernstfall funktionieren müssen", erläutert Dirk Möller. Vor allem die Akkus für die Geräte im Rettungswagen müssen ihre Leistung bringen. Deshalb haben die Spritzpumpe für gleichmäßige Medikation, Beatmungsgerät, Defibrillator oder Absaugpumpe und Elektrokardiogramm (EKG) einen Überprüfungsmodus. Und der Check wird genau dokumentiert. Darüber hinaus prüfen die Sanitäter Medikamente, Trauma-Tasche und Notfallkoffer sowie sämtliches Zubehör wie beispielsweise Intubationsschläuche, Verbandsmaterial oder Bezüge und Decken für die Trage auf Vollständigkeit und ausreichende Anzahl.

Gerade 45 Minuten sind seit Dienstantritt der Nachtschicht vergangen, als Sven Brodmann und Dirk Möller zum ersten Einsatz beordert werden. Ihr Meldeempfänger, den sie an der Gürtelschlaufe tragen, zeigt ihnen, dass sie in Bad Liebenzell gebraucht werden. Für die Versorgung des Patienten wird zudem die diensthabende Notärztin Christine Carlsohn gerufen.

Unterdessen wird das zweite Team mit Michael Teutsch und Markus Kopp zu einem Verkehrsunfall bei Gechingen gerufen. Auch sie brauchen die Notärztin, sodass ein Kollege sie mit dem NAW, dem Notarztwagen, zum Einsatzort fährt. Im Krankenhaus in Calw treffen die Besatzungen beider Rettungsfahrzeuge zusammen.

Nacheinander bringen sie die Patienten in die Notaufnahme und informieren den diensthabenden Arzt über Beschwerden und die bereits erfolgte Medikation. Zurück am Rettungswagen werden Bezüge und Decken der Transporttragen ausgetauscht, verwendete Geräte wieder einsatzbereit gemacht. Irgendwo zwischen den ganzen Handgriffen und der Übergabe des Patienten lassen sich die Sanitäter von der Notärztin die verabreichten Arzneien bescheinigen. "Es gibt Medikamente, die darf nur ein Arzt verabreichen", erklärt Brodmann. Arzneien und anderes verwendete Material muss nach Rückkehr in der Wache aufgefüllt werden. Bleibt Zeit, dokumentieren die Rettungskräfte ihre Einsätze im Computer. "Das braucht die Verwaltung für die Abrechnungen", erklärt Möller.

Schon ruft der Melder die Sanitäter zum nächsten Einsatz nach Monakam. Ein 23-jähriger Motorradfahrer hatte einen Unfall. Nachdem er zunächst noch nach Hause kam, traten plötzlich Schmerzen auf. Die Sanitäter bringen ihn ins Krankenhaus und erfahren später, dass er sich den Fuß gebrochen hat. Noch während dieses Einsatzes werden sie nach Althengstett gerufen. Die Kollegen des zweiten Rettungswagens müssen einen verunglückten Autofahrer aufgrund seiner schweren Verletzungen zusammen mit der Notärztin nach Stuttgart ins Katharinenhospital bringen. "Das heißt, wir müssen in den kommenden zwei Stunden ohne Notarzt auskommen", sagte Brodmann, nichts ahnend, dass schon der nächste Einsatz wartet.

Glücklicherweise griff das Netzwerk der Rettungskräfte. Von der Leitstelle aus informiert Bernhard Mann den Diensthabenden des Hausarztnotdienstes, Alexander Winter, der sich sofort auf den Weg macht. Eine Frau hatte einen Herzinfarkt erlitten. So konnte auch diese Patientin gut versorgt ins Krankenhaus zur weiteren Behandlung gebracht werden.

Dann ruft Alexander Winter die Sanitäter nach Monakam. Eine Seniorin musste mit einem ungewöhnlich entwickelten Hämatom in das Krankenhaus gebracht werden. In engen Räumen und Gängen stellen die Rettungskräfte ihr Geschick unter Beweis, um die Patientin auf eine Trage zu betten. Im Rettungswagen verabreicht der Arzt die notwendigen Medikamente und gibt erst nach Stabilisierung grünes Licht, um die Seniorin zu transportieren. Wie knapp das war, erfahren die Sanitäter später im Krankenhaus. Demnach erlitt die Seniorin einen Herzstillstand, konnte aber wiederbelebt werden.

Mit jedem Einsatz bauen die Rettungssanitäter immer auch eine gewisse Vertrauensbasis zu den Patienten auf. So manche Situation geht deshalb auch an den Einsatzkräften nicht spurlos vorbei. "Deshalb nutzen wir die Möglichkeit des Zusammentreffens in der Rettungswache und tauschen uns über die Einsätze und unsere Maßnahmen aus", so Michael Teutsch und hebt damit die Bedeutung für das Team hervor. Zwar gibt es in der Wache auch Ruheräume, doch in dieser Nacht kommt kein Sanitäter zur Ruhe. Schon stand die Ablösung aus Reihen der insgesamt 24 Rettungskräfte für die Schichten in Calw in der DRK-Wache.